Ein wunderbares Chorkonzert in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg
Der Chor der Stadtpfarrkirche und Solisten bieten zwei Barock-Kompositionen dar. Die Aufführung gelingt in allen Bereichen.
Von Romi Löbhard | 15.10.24, 13:00 Uhr
Der Chor der Stadtpfarrkirche bestens vorbereitet und ein feines, in der Mehrzahl aus ausgebildeten Musikern bestehendes Orchester mit Birgit Abe als Konzertmeisterin, dazu gute Solisten und mit Dekanatskirchenmusiker Winfried Lichtscheidel ein Gesamtleiter mit feinem Gespür für die Akustik des Gotteshauses: So kann eine schlicht „Chorkonzert“ betitelte Aufführung in der Landsberger Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt eigentlich nur gelingen. Es wurde eine wunderbare frühabendliche Stunde mit zwei Kompositionen von bedeutenden Komponisten des Barock.
Der eine ist Antonio Vivaldi, sein als eigenständige Komposition zu betrachtendes „Gloria“ RV 589 nach dem originalen liturgischen Text war über mehrere Jahrhunderte in Vergessenheit geraten. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde es wiederentdeckt und erfreut sich seither großer Beliebtheit. Von Johann Sebastian Bach wurde das Magnifikat in der Fassung BWV 243 aufgeführt. Die beiden Kompositionen ähneln einander, sowohl im Aufbau als auch in der Musik voller barocker Pracht. Letztere praktizierte das mit etlichen Profimusikern hochkarätig besetzte Orchester gleich zu Beginn mit viel Verve und wachsender Begeisterung, zuweilen im Vergleich mit dem Chor vielleicht auch ein wenig zu kräftig – im Eingangschor zu Vivaldis Gloria.
Keiner der in Landsberg vorgetragenen zehn Sätze glich dem anderen
Die weiteren zehn Sätze boten viel Unterhaltung; keiner glich dem Anderen. Vivaldi schien beim Komponieren mit wachsender Freude mit musikalischen Techniken und Raffinessen gespielt zu haben. So wurde das Gloria ein heiter-barockes Werk. Mal war die Musik fließend, was Lichtscheidel mit viel Dynamik unterstreichen ließ, mal artikulierten Sänger und Instrumentalisten kurz, klar, exakt. Ob tänzerisch-beschwingt oder in mächtige Klangwellen eingebettete, schnelle Läufe, eine Fuge oder einfach nur sanft dahinplätschert, Zuhören war Genuss. Zu Letzterem trugen auch die Solistinnen bei. Faszinierend, wie schnell sich Franziska Zwink (Sopran), Anneli Tilmanns-Liesz (Sopran) und Barbara Schingnitz akklimatisierten und ihre Stimme dem barocken Zeitgeist anpassten. Die beiden Sopranistinnen harmonierten zudem auch stimmlich.
Für das folgende Magnificat von Bach wurde das Orchester um Querflöten und Pauken erweitert. Zudem spielte die Trompete eine größere Rolle als bei Vivaldi. Das machte die Musik noch festlicher, prachtvoller, aber auch eine Spur kräftiger. Auch die Solisten wurden mehr, die Komposition verlangte auch Tenor (Christian Sturm) und Bass (Thomas Ruf). Schlussendlich verlangte der Komponist beim Chor einen zweigeteilten Sopran. Bei den Sätzen hat sich Bach an die heilige Zahl zwölf gehalten. Zwölf musikalische Abschnitte punkteten mit zwölf unterschiedlichen Komponiermöglichkeiten.
Die Solistinnen und Solisten hielten wie bei Bach-Werken meist üblich, bei ihren Arien Zwiesprache mit passenden Instrumenten. So wurde beim Basssolo beispielsweise der Kontrabassist mit seinem Instrument in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt. Die Querflöten wiederum umgarnten die Altistin. Gleichzeitig läuteten sie das letzte Drittel des Konzerts ein. Die Musik wurde ruhiger, offener, ließ eigene Gedanken zu. Und immer wieder schnelle Läufe und fugenartige Gebilde, die Winfried Lichtscheidel auch mal mit einer Generalpause strukturierte: Fulminanter Schluss, stehend Ovationen.
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- 85A13875-6214-4D84-8C19-64A420EE341E_1_102_a: © Katja Petrowa Pilz